Tag: pillepopstar

Hinter jedem guten Brand steckt immer ein guter Art Director. Alles geht durch seine Hände und prägt die visuelle Identität der Marke. Unsere Rubrik Behind the Scenes gibt Einblicke in die Arbeit der kreativen Köpfe bei den aufregendsten Brands. Wemoto Clothing feiert Parties auf T-Shirts und chillt mit dem Rest. Wemoto ist das uneheliche Baby von Gregor Garkisch, Patrick Lotz und Stefan Golz, wobei sich letzterer seit den Anfangstagen um das visuelle Erscheinungsbild der kleinen Company mit Sitz im beschaulichen Idstein kümmert. Wir haben uns mit Stefan getroffen, geplaudert und seine Arbeit mal genauer unter die Lupe genommen – Vorhang auf für Stefan Golz.

Interview: Pillepopstar

Hallo Stefan, gib uns doch erst einmal ein paar Fakten zu deiner Person durch und erzähl von deinem persönlichem Werdegang. Wie bist du beim Design gelandet?

Mein Name ist Stefan Golz, Mitgründer von Wemoto Clothing, und ich kümmere mich um das Design und die Creative Direction des Brands. Ich habe schon als Kind viel gezeichnet, gemalt und gebastelt. Mein Vater, der auch schon immer kreativ tätig war, hatte da auch einen großen Einfluss auf mich. So mit 13, 14 habe ich dann auf der Schule „Gleichgesinnte“ getroffen und gemeinsam mit ihnen alles rund um Graffiti, HipHop und vor allem Skateboarding in mich aufgesogen. Von da an war dann klar, was ich später mal machen wollte.

Welchen Stellenwert also hatte Skateboarding bei deiner Entwicklung?

Einen sehr großen. Durch Skateboarding habe ich sehr viele meiner Freunde kennengelernt und bin auf Illustratoren und Künstler wie Sean Cliver oder Mark McKee gestoßen, deren Arbeiten mich einfach umgehauen haben und damals einen sehr großen Einfluss auf mich hatten. Skateboarding ist für mich mehr individueller Lebensausdruck als eine reine Sportart. Die Nähe zur Musik, zur Mode und zur Kunst hat mich vom ersten Tag an gefesselt und bis heute nicht mehr losgelassen.

Du wohnst in Mainz, eine gute Stadt, was Inspiration angeht – oder woher nimmst du deine Ideen?

Inspiration kommt eigentlich durch alles Mögliche, was so um mich herum passiert. Reisen, Freunde, Ausstellungen, Bücher etc. Ein sehr wichtiger Aspekt aber ist Musik, die mich immer wieder auf neue Ideen bringt. Weniger durch die Inhalte, als durch die Stimmung, die sie transportiert. In Mainz fühle ich mich sehr wohl. Auch die Nähe zu Frankfurt, Wiesbaden oder Darmstadt finde ich super, da jede dieser Städte, obwohl sie im Prinzip ja in Sichtweite liegen, ganz unterschiedlich ist.

Erzähl uns mal was zu deinen Weapons of Choice, womit arbeitest du auf welchem Medium am liebsten und warum?

Ich zeichne unheimlich gerne mit Tusche oder Pigment Liner auf beschichtetem Papier. Ich mag den Farbauftrag und die Reduktion bei einer Schwarz-Weiß-Zeichnung.

Wie entwickelst du deine Grafiken? Gibt es da feste Arbeitsabläufe?

Anders als während der Entwicklung der Cut-&-Sew-Kollektion, verfolge ich bei den Grafiken erst mal kein festes Konzept. Meist entwickelt sich das ganz fließend. Die besten Ideen bespreche ich dann noch mal mit Gregor und Patrick. Wenn wir uns einig sind, geht es dann an die finale Umsetzung.

Kommen wir mal auf Wemoto zu sprechen – gib uns doch bitte mal einen kurzen historischen Abriss!

Gregor, Patrick und ich haben mit Wemoto 2003 begonnen. Wir wollten einfach was Cooles auf die Beine stellen, unserem kreativen Output eine Plattform geben. 2004 haben wir dann die ersten T-Shirts sprichwörtlich aus dem Kofferraum heraus verkauft. Das lief echt gut und bald hatten wir sogar Läden wie Colette in Paris bei uns auf der Kundenliste. Wir versuchen immer in Bewegung zu bleiben und Wemoto weiterzuentwickeln. Nach dem Studium mussten wir uns dann entscheiden: 9-to-5 in einem Büro oder Wemoto. Seitdem legen wir, wie auch zuvor, unser ganzes Herzblut in Wemoto.

Verfolgt ihr mit Wemoto eine Philosophie, die du uns in einem Satz erklären kannst?

Gregor hat es vor Jahren in einem Interview wie ich finde ganz treffend formuliert: „Make the party on the shirt and chill with the rest.“

Wo liegen die Unterschiede zwischen deinen persönlichen Arbeiten und den Designs für Wemoto? Gibt es überhaupt welche?

Es gibt hier und da mal inhaltlich und formell kleinere Unterschiede, prinzipiell gehen die Zeichnungen für Wemoto und meine künstlerische Arbeit aber eher Hand in Hand.

Ihr seid, was Kollaborationen angeht, recht offen; mit welchen Künstlern habt ihr schon zusammengearbeitet?

Aktuell mit den Fotografen Nils Mueller und Ramon Haindl. Im Winter kommt eine schöne Kollaboration mit Jason Sellers, der auch unsere Kataloge fotografiert. Dann mit den „international Topsprayern“ Moses & Taps, Lain Schibli vom Amateur Magazine, dem New Yorker Kollektiv/Brand UXA und natürlich mit einigen Brands wie z.B. Pointer, Manhattan Portage, Homemade und einigen mehr.

Wie wählt ihr denn eure Kollabopartner aus? Läuft das auf persönlicher Ebene ab, wie kann man sich das vorstellen?

Eigentlich immer auf freundschaftlicher Ebene. Man trifft sich irgendwo, unterhält sich und tütet nebenher eine mögliche Kollabo ein. Mit den meisten Kollaborationspartnern, egal ob Künstler, Grafiker oder Brand, verbindet uns auch ein persönliches Verhältnis.

Dein Büro befindet sich in Mainz, der Rest von Wemoto arbeitet in Idstein, soweit ich weiß. Wie läuft eure Zusammenarbeit ab?

Wir versuchen uns mindestens einmal in der Woche zu treffen, um die wichtigsten Sachen zu besprechen und deren Ablauf zu planen. Außerdem telefonieren wir meist mehrmals täglich miteinander. Wir sind von Anfang an eigentlich schon ein sehr gut eingespieltes Team gewesen.


Wenn man eure Kollektionen der letzten Jahre anguckt, kommt es mir vor, als würdet ihr immer schlichter werden. Beschreib doch mal in deinen Worten, wie sich Wemoto designtechnisch entwickelt hat.

Wir legen großen Wert auf qualitative Materialien, die sich von anderen Brands Unterscheiden, eigene Farbwelten und schöne Details, die einem oft erst auf den zweiten Blick auffallen. Ansonsten versuchen wir uns bei unseren Kollektionen auf das Wesentliche zu konzentrieren und Styles zu entwickeln, die sich zwar an modischen Strömungen orientieren aber auch eine gewisse Zeitlosigkeit besitzen.

Siehst du es auch so, dass die Grenzen zwischen Skateboarding, Streetwear und Lifestyle immer fließender werden? Wer bedient sich eigentlich mittlerweile bei wem?

Für uns waren diese Grenzen eigentlich auch schon immer fließend. Brands wie beispielsweise Stüssy haben es schon seit den frühen Achtzigern verstanden, Mode, Musik sowie den dazugehörigen Lifestyle von Surfern und Skateboardern auf eine sehr homogene Weise zu kommunizieren. Wir sehen uns da in einer ähnlichen Tradition. Aber natürlich ist es schon zu beobachten, dass sich eine Art Kommerzialisierung eingestellt hat, und Marken, deren Wurzeln im Fashion-Bereich liegen, Dinge machen, die vor einiger Zeit reinen Skate- oder Streetwear-Brands zugeordnet werden konnte.

Wie sieht die Zukunft bei Wemoto aus, wohin geht die Reise?

Wir wollen uns weiterhin auf ein gutes Produkt konzentrieren.

Und wie steht’s denn eigentlich um eure Aktivitäten auf dem Skateboard? Noch aktiv?

Patrick und Gregor sind beide noch am Start. Meist auf der Mini von Patrick. Ich hab schon länger nicht mehr auf einem Board gestanden.

Habt ihr eigentlich was mit MC Fitti am Hut, oder wie kommt es, dass er in „Yolo“ über „Sportsitze mit Schonbezügen von Wemoto“ rappt?

Wir haben uns riesig gefreut, dass er gegen eine Barauszahlung von 250.000 EUR den Namen Wemoto in einem seiner Texte gedroppt hat … hahaha! Nein, wir kannten Fitti noch bevor alles so abging. Wir fanden seine Sachen immer witzig und cool und haben ihn mit Stuff supported.

Danke für deine Zeit, Stefan! Grüße?

Sehr gerne. Grüße gehen natürlich raus an meine beiden Jungs Gregor und Patrick!

Fotos: Wemoto

Vor ungefähr 10 Jahren fanden Geologen riesige Gas- und Kohlevorkommen unter Dongsheng in China. Die Stadt am Rand der Wüste Gobi wurde daraufhin zu einem Ortsteil der neu geschaffenen Stadt Ordos, wo riesige Gebäudekomplexe aus dem Boden gestampft wurden und nun immer noch größtenteils leerstehen. Von den Appartements für 300.000 Menschen sind nur wenige bewohnt. Die Stadt wurde für eine Million Einwohner geplant und gebaut, bis jetzt sind allerdings nur ca. 28.000 Menschen in Ordos sesshaft geworden. Ordos ist eine moderne Geisterstadt geblieben – mit viel moderner Architektur und wenig Verkehr. Optimal zum Skateboardfahren, also hat sich der Filmemacher Charles Lanceplaine hat mit einer handvoll Skater auf den Weg gemacht, um die Stadt zu erkunden. Herausgekommen ist dieses beeindruckende Video:

via Pillepopstar