Jan Kliewer hat in Skateboard-Deutschland Meilensteine gesetzt und beinahe wäre etwas passiert, das niemals passieren darf: Fast wäre es in Vergessenheit geraten. Das liegt daran, dass Jan ein bescheidener und bodenständiger Typ ist, der ganz normal skaten geht und regelmäsig an unterschiedlichen Spots zu ganz normalen Uhrzeiten anzutreffen ist – manchmal sogar in der Skatehalle, obwohl die Sonne scheint. Jan nimmt es nicht so genau, Hauptsache, er findet im Alltag die Zeit um ein paar Runden zu drehen. Gerade deswegen mag man beinahe übersehen, was er eigentlich als Skateboarder geleistet hat. Bis heute ist es lustig zu beobachten, wie ehrgeizig er geblieben ist: Wenn beim Warmup die Kickflips im Flat nicht sitzen, kann Jan auch schonmal einen Ausraster bekommen. Glücklicherweise hat er sich über all die Jahre seine Leidenschaft für Skateboarding bewahrt und das schätzen wir ganz besonders an ihm. Was man sonst noch über den 37-jährigen wissen sollte, haben wir euch hier zusammengefasst:

1. Jan hat Mitte der 90er Jahre technisches Skating in Deutschland definiert. Am Rathaus in Göttingen hat er unermüdlich seine Runden gedreht und KF BS Nosebluntslides zu einem Zeitpunkt gemacht, bevor irgendjemand in Deutschland diesen Trick überhaupt kannte.

2. Er war Pro für Cliché Skateboards und einer der wenigen Deutschen, die es international in ein Spitzenteam geschafft haben. Zu dieser Zeit befand sich Cliché unangefochten an der Spitze der europäischen Boardcompanies – ein Proboard zu bekommen und einen Videopart für die Franzosen zu filmen, glich einem Ritterschlag. Schon an einem einzelnen Noseslide kann man bei Jan den Unterschied erkennen. Jans Part in Bon Appetit – guten Appetit!

3. Ende der 90er war Jan Teil des vielleicht legendärsten Schuh-Teams, das Deutschland jemals hervorgebracht hat – zusammen mit Holger von Krosigk, Stefan Lehnert und Lennie Burmeister bildete DC die Macht deutscher, gesponsorter Skater. Unvergessen ist die Demo in Frankfurts Railslide Halle, bei der besagte Protagonisten gezeigt haben, was überhaupt möglich ist.

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4. 2003 hat Jan die ersten Winkel auf die Bänke an der Warschauer Bänke geschraubt und damit einen der populärsten Spots Europas zu dem gemacht, was er heute ist. Es sollte eine Überlegung wert sein, beim Kulturamt eine Jan Kliewer Gedächtnis-Statue anzufragen. Wahrscheinlich würde er sich mitten im BS Nosebluntslide befinden.

5. Jan ist Betonrampenbauer und hat neben seinen eigenen Projekten wie dem Dog Shit Spot in Berlin bereits auf Großbaustellen in Indien oder Bolivien mitgewirkt, ebenso beim Bau des neuen Parks auf Rügen.

6. Jan ist glücklich verheiratet, Vater zweier Mädchen und wohnt noch immer in unmittelbarer Nähe zu den Bänken in Friedrichshain. Außerdem verliert er regelmässig gegen Michi Mackrodt im Tischtennis.

7. Jan hatte gerade erst Auftritte bei RTL und dem NDR, bei denen es um die Petition für einen neuen Skatepark in seiner Heimatstadt Göttingen geht. Die mediale Aufmerksamkeit war höher als erwartet und so drücken wir die Daumen, dass die Stadt Göttingen Initiative zeigt.

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8. Jan hat nie wirklich ins Team von JART Skateboards gepasst.

9. Sollte angeblich einen Part in einem der Static Videos von Josh Stewart bekommen, doch dieser wurde bisher nie veröffentlicht. Wir wissen, die Footage liegt auf irgendeiner Festplatte und muss an die Öffentlichkeit gelangen. Wir arbeiten daran.

10. King of Betonhausen – auch wenn ihn noch niemand je so genannt hat, haben wir bisher keine Person gesehen, die FS durch die Waschmaschine carved, um am Ausgang einen FS 5-0 zu machen. Und ganz allgemein gesprochen, niemand fährt das Ding so geschmeidig wie Jan. Bei ihm sieht es so einfach aus, doch das ist es ganz und gar nicht. Wir sprechen aus Erfahrung…

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Fotos & Text: Benni Markstein